Diese beinahe alltagstauglichen Solarautos dürfen größere Batterien (63 kg bei Li-Ion) mitführen und an drei Kontrollpunkten aus dem Netz aufladen. Das Team der Hochschule Bochum liegt mit dem SunCruiser kurz vor dem Ziel, der Zeit nach, auf dem zweiten Platz (der Cruiser-Class), mit noch exakt 301 km zu fahren. Bei der Ermittlung des Gesamtsiegers wird jedoch nicht nur die Zeit, sondern auch die Anzahl der Netzladungen, die Personenkilometer der Mitfahrer und die Praktikabilität des Fahrzeugs bewertet. Die Bochumer haben als Besonderheit nicht 6 m² Siliziumzellen auf dem Dach sondern statt dessen 3 m² Gallium Arsenid Hochleistungszellen. Das gibt den Designern mehr Freiheit und entsprechend chic ist das Fahrzeug geworden.
Eine Sensation im Cruiser-Class Starterfeld ist das auf den ersten Blick kastenförmige „Familienauto“ Stella vom Team der Universität Eindhoven. Ein Viersitzer, der auf der Strecke bei voller Besetzung 500 Kilometer in fünf Stunden mit einer einzigen Batterieladung bewältigt hat. Natürlich brennt die Sonne in Australien etwas mehr als in Deutschland, doch allein wenn man sich vorstellt, dass weltweit alle Klimaanlagen in Fahrzeugen nur mit Solarenergie betrieben werden könnten, wäre das ein riesiger Schritt zur Senkung der Emissionen im Verkehrsektor.
Beim diesjährigen Rennen ist, wie auch in den Jahren zuvor, auf den verfügbaren Bildern und Filmen ein fantastischer Teamgeist zu spüren. Kein Wunder, denn jeder Defekt muss auch mitten in der Australischen Wüste sofort und ohne Reparaturwerkstatt repariert werden können. Daher sind diejenigen, die das Auto geplant und gebaut haben, meist auch während des Rennens verfügbar. Sie fahren in mindestens zwei Begleitfahrzeugen, die auch Zelte, Kochausrüstung und einen von den Organisatoren gestellten Beobachter transportieren müssen. Wird der Kontrollpunkt abends nicht erreicht, muss das Auto um 17:00 Uhr abgestellt und daneben ein Camp aufgebaut werden. Die Studenten aus aller Welt bringen für ihr Team über zwei Jahre Entwicklungs- und Erprobungszeit ihre Ideen und Schaffenskraft ein und werden mit einem unvergesslichen Abenteuer in den Austalischen Outbacks belohnt. Die Hochschule Bochum sucht bereits nach Studenten für das Team 2015, die ein neues, noch besseres Fahrzeug konstruieren und auf den Weg von Darwin nach Adelaide bringen sollen.
Schon in ein paar Jahren könnte es soweit sein, dass die Teams nach dem Rennen Kleinserien des Rennfahrzeugs für interessierte Käufer auflegen. Verwunderlich, dass sich die Automobilhersteller bisher noch im Hintergrund halten. Das Team aus Michigan, zeigt bereits die wachsende Professionalisierung. Sie reisten mit einem kompletten Tieflader als rollende Begleitwerkstatt an. Nach dem Rennen werden die meisten Fahrzeuge nicht in der Garage verschwinden, sondern entweder auf Werbetour gehen, oder sie werden an weiteren Solarautorennen teilnehmen. Der SolarworldGT, das Bochumer Fahrzeug aus der WSC 2011 konnte bei einer anschließenden Weltumrundung viele Menschen rund um den Globus begeistern. Auf der Hannover Messe konnte auch ich das Gefährt besichtigen und bin seitdem Fan des Bochumer Teams.
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