Weitgehend unabhängig von Straßen geführt, kreuzungsarm und mit einen guten Belag ausgestattet machen Radschnellwege das Fahrrad schneller, sicherer und bequemer. Sie sind vier bis sechs Meter breit und ermöglichen Geschwindigkeiten auch über 30 Stundenkilometer.
An der Invalidenstraße, unweit vom Berliner Hauptbahnhof, stockt zwischen den vielen Baustellen der Verkehr. Radfahrer sind auf dieser Strecke eine gefährdete Art im Straßenverkehr. Doch mittendrin, zwischen Wirtschaftsministerium und Spandauer Schifffahrtskanal, beginnt auf der Ufer Promenade ein Radfahrer-Biotop. Die beiden Fernradwege nach Usedom und Kopenhagen verlassen hier das Straßengewirr von Berlin Mitte und schlängeln sich fortan, mit nur wenigen Straßenquerungen, durch viel Grün und oft am Wasser entlang geschickt aus der Metropole aufs Land. Nach Usedom geht es immer entlang der Panke und Richtung Kopenhagen folgt man auf dem gut ausgebauten Radweg dem Spandauer Schifffahrtskanal und später der Havel. Erholung vom Ersten Antritt an.
„Radfahren ist gesund und kostengünstig, braucht wenig Platz und entlastet die Umwelt“ sagt auch der Berliner Senat in seiner Radverkehrsstrategie. Bei so vielen Vorteilen verwundert der Rad-Anteil von nur 13 Prozent am Verkehrsaufkommen in Berlin, der immerhin leicht über dem Durchschnitt von 12,5 Prozent in Deutschland liegt. Typische Fahrradstädte sind mittelgroße Städte mit flacher Topografie und vielen Studenten, wie z.B. Münster oder Oldenburg, wo annähernd 40 Prozent der Fahrten mit dem Rad zurückgelegt werden.
Mit der Länge der Strecke sinkt der Anteil der Fahrradfahrer
Studien wie der „Fahrrad-Monitor“ des Sinus-Instituts analysieren das Nutzungsverhalten der Deutschen Radfahrer. Sie kommen zu dem Ergebnis, dass viele das Fahrrad nur für kurze Wege oder überwiegend in der Freizeit nutzen. Das ist auch in Berlin so, wo die durchschnittliche Weglänge lediglich 3,6 Kilometer beträgt. Genau hier setzt das Konzept der Radschnellwege an, die Radfahren in der Stadt auch auf Strecken zwischen 5 und 20 Kilometern attraktiv machen sollen.
Für das Klientel der touristischen Freizeitradler wurde in der Region Berlin-Brandenburg in den letzten Jahren ein attraktives Netz aus gut ausgebauten Fernradwegen geschaffen, das zu hohen Wachstumsraten beim Radtourismus geführt hat. Es erscheint daher logisch, die Erfolge der Fernradwege im Tourismus auch auf den Alltagsverkehr in der Stadt zu übertragen.
Baukosten bis zu zwei Millionen Euro pro Kilometer
Eine solche Infrastruktur ist natürlich nicht zum Nulltarif zu haben. Je nach Anzahl der topografischen oder baulichen Hindernisse, so zeigen Erfahrungen aus den Niederlanden, kostet ein Kilometer Radschnellweg zwischen 0,5 und 2 Mio. Euro. Im Vergleich mit der Verlängerung der Autobahn A 100 in Berlin-Neukölln, wo ein Autobahnkilometer 147 Mio. Euro kosten soll, sind die Radschnellwege günstig. Mit den Kosten für das 3,2 km lange Autobahnstück in Berlin ließe sich also ein stadtweites Netz aus Radschnellwegen von mindestens 235 km Länge finanzieren.
Wer heute in Berlin oder anderen deutschen Großstädten längere Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen will, muss damit rechnen, dass Ampeln und Lücken im Radwegenetz die Fahrt anstrengend, langsam und gefährlich werden lassen. Die Durchschnittsgeschwindigkeit eines Radfahrers in der Stadt liegt in etwa bei 10 Kilometer pro Stunde. Die Besonderheit von Radschnellwegen ist deshalb auch, dass sie Stopps vermeiden, schnelles Radfahren erlauben und durch die Trennung vom Autoverkehr ein hohes Sicherheitsniveau ermöglichen. Eine Verdopplung der Geschwindigkeit erscheint möglich. Damit erweitert sich auch der Radius, in dem das Fahrrad bevorzugt genutzt wird. In Kopenhagen gibt es bereits zwei Radschnellwege. Dort wird eine weitere Beschleunigung dadurch erreicht, dass Ampeln die Sekunden bis zur nächsten Grünphase anzeigen und vor den Kreuzungen Fußstützen errichtet sind, die dem RadfahrerInnen ein Anhalten ohne Absteigen ermöglichen.
Der Trend wird sicher auch in Berlin ankommen, denn über den Berlin-Kopenhagen Radweg kann sich die Radfahrkultur aus der dänischen Hauptstadt ungehindert in die Spreemetropole ausbreiten.
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