Erneuerbare Energien werden immer günstiger. Die Erzeugungskosten für Solarstrom sind unter 6 Cent pro Kilowattstunde (kWh) gefallen. Auch die Preise für Speicher sind im freien Fall. Für Mieter und Häuslebauer ergeben sich ganz neue Möglichkeiten davon zu profitieren. Vermieter können ihren Mietern eine Warmmiete anbieten bei der die Mieter im Prinzip heizen dürfen, soviel sie wollen. Kann das funktionieren? Unabdingbare Voraussetzung für das Funktionieren dieses Modells sind sehr gut isolierte Gebäude, die wenig Energie verbrauchen. Die zum Wohnen benötigte Energie muss zu einem großen Anteil im Haus erzeugt werden. Dazu eignet sich Sonnenenergie mit Speichern für einen hohen Autarkiegrad.
Die Cottbusser Genossenschaft eG Wohnen will sogar noch einen Schritt weiter gehen. Sie plant zwei Mehrfamilienhäuser, bei denen nicht nur die Heizkosten, sondern auch die Stromkosten in der Miete enthalten sein sollen. Für die ersten 10 Jahre soll dafür nur eine fixe Pauschalmiete gezahlt werden. Das Projekt wird vom Sonnenhaus-Institut betreut. Energie wird durch die Sonne bereitgestellt und auf dem Dach in Wärme und Strom gewandelt. In einem 26 Kubikmeter großen Wassertank und in Batteriespeichern mit 54 kWh Speicherkapazität kann die Energie auch für kalte Winternächte bevorratet werden.
Abrechnen lohnt sich nicht
Das Institut für Wohnen und Umwelt (IWU) kam schon 2008 zu dem Schluss, dass ein Gebäude im Passivhausstandard so wenig Energie verbraucht, dass die Abrechnungskosten für die Beheizung einer Wohnung in einem krassen Missverhältnis zu den Gesamtkosten stehen würden. In einem Beispiel wurden Abrechnungskosten von 76 € bei Energiekosten von 97 € errechnet. Als Fazit wird eine Warmmiete vorgeschlagen, bei der die Mieter kein Kostenrisiko für die Heizkosten mehr übernehmen müssen. Steigt der Energieverbrauch über das berechnete Volumen, kann ein Vermieter die Miete erhöhen. Anders als bei der üblichen Heizkostenabrechnung, muss sich aber bei der Erhöhung der Miete an die gesetzlichen Vorgaben für den Mieterschutz halten.
Einige Innovative Wohnungsbauunternehmen haben das Konzept der Warmmiete in den letzten Jahren umgesetzt und gute Erfahrungen damit gesammelt. Die Baugenossenschaft Hegau plant weitere 73 Wohnungen zu bauen, die nach dem Warmmieten-Konzept vermietet werden sollen. Bei der Gewoba-Nord zogen im November 2012 die ersten Mieter in ein Sonnenhaus mit Warmmiete ein.
Anreiz zur Verschwendung?
Damit das Konzept funktioniert, sind die Häuser mit Warmmieten-Konzept extrem sparsam. Die Wärme entweicht auch bei extremer Kälte nur sehr langsam aus den Wohnungen. Deshalb benötigen solche Gebäude keine oder nur eine sehr kleine Heizung. Eine automatische Lüftung macht das Öffnen der Fenster zum Lüften in der Heizperiode überflüssig. Die meiste Energie, die im Haus verbraucht wird, kommt vom Dach des Hauses. Auf teuren Strom aus dem Stromnetz und Gas für die Heizung kann zeitweilig ganz verzichtet werden. Es besteht also nur für einen kleinen Teil des Verbrauchs ein Preisrisiko. Die höheren Baukosten des Vermieters lassen sich bereits bei der Vermietung genau beziffern. Unklar ist, wie sich das Verbrauchsverhalten der Mieter langfristig entwickelt, wenn keine Abrechung erfolgt. Anreize zu sparsamen Verhalten entfallen beim Mieter. Für den Vermieter entsteht allerdings der Anreiz, seine Mieter aufzuklären: Eingesparte Energie führt bei einer Warmmiete zu direkten Mehreinnahmen.