Die technischen Untersuchungen der Fahrzeuge vor dem Start der World Solar Challenge (WSC) sind ein Ringen vor dem Rennen. Das „Static Scrutineering“ startete am 2.10. mit zwei Fahrzeugen und lief mit 14 Teams täglich weiter bist zum Donnerstag.
Das Scrutineering soll kein Prozess des Aussortierens sein, sondern mehr ein konzentriertes Schaulaufen mit dem Ziel der Qualifikation. „Wir gehen davon aus, dass jedes Auto regelkonform konstruiert ist. Wenn die Sicherheitsingenieure Fragen haben, ist es Sache des Teams uns zu überzeugen, dass das Fahrzeug den Regeln entspricht.“ betont Veranstaltungsdirektor Chris Selwood.
Als erstes Solarauto erhielt Violet vom Team Sunswift das Siegel der Renntauglichkeit. Sensationell, denn das Team hatte noch vor zwei Wochen die Präsentation des Fahrzeugs wegen eines Unfalls abgesagt. Heute erhielt das erste deutsche Solarauto, der Sonnenwagen die Freigabe für das Qualifying am Samstag. Auch der blue.cruiser schlägt sich gut. Andere Teams ringen noch darum ihre Sonnenautos rechtzeitig fahrtüchtig präsentieren zu können. Mit den Straßentests vor dem Rennen wuchsen in manchen Teams nicht nur die Erfahrungen, sondern auch die Probleme. Auch der blue.cruiser aus Bochum traf mit Verspätung in Darwin ein, weil sich bei Testläufen in Cober Pedy herausstellte, dass es ein konstruktives Problem hinteren Fahrwerk gibt.
Herausforderungen und Enttäuschungen
Doch kein Team posaunt ernsthafte Probleme groß heraus, solange es nicht sein muss. Das CUER Team aus Cambridge scheint vom Pech verfolgt: Nachdem sie vor zwei Jahren bereits vor Ort den Start absagen mussten, riss sie dieses Jahr ein Unfall bei Testfahrten aus all ihren Träumen. Die Fahrerin hat zwar das Krankenhaus inzwischen wieder verlassen, aber das Fahrzeug wird sich in der kurzen Zeit nicht mehr reparieren lassen. Bei MDH brennt ebenfalls die Luft, weil die aus Schweden verschickte Batterie nicht in Australien angekommen ist. Nun ist das Team dabei in einem Kraftakt eine komplett neue Batterie zu bauen, um noch am Rennen teilnehmen zu können. Weiterhin ist es unsicher, ob die Teams aus Tehran und Mississippi ihr Fahrzeug rechtzeitig fertigstellen können. Sie wurden bisher noch nicht auf der Rennbahn in Hidden Valley gesichtet. Aber nicht nur der Veranstalter, auch die Teams setzen alles daran, dass die angereisten Teams mit ihren Fahrzeugen starten können. Wissen, Werkzeug und Ersatzteile werden gerne mit der Konkurrenz geteilt, solange noch Hoffnung besteht, die Fahrzeuge an den Start zu bekommen.
Um die Fahrzeuge zügig begutachten zu können wurde in der Halle des Darwin Convention Centers ein Testkreislauf wie eine Produktionslinie aufgebaut. An jeder Station stehen Fachleute, die Regelkonformität, Ein- und Ausstieg, Bremsen, Licht, Gewicht, Konstruktion, Batterie und die Sicherheit des Fahrzeugs Schritt für Schritt überprüfen. Damit niemand mogeln kann, wird in jedem Sonnenauto die Batterie versiegelt und ein versiegelter Datenlogger eingebaut. An jeder Station gibt es einen grünen Punkt, wenn das Fahrzeug den Regeln entspricht. Die Teams haben bis Freitag Gelegenheit die Mängel abzuarbeiten und eine Startfreigabe zu bekommen. Diese steht dann nur noch unter dem Vorbehalt der dynamischen Untersuchungen am Samstag auf der Rennstrecke in Hidden Valley. Dort werden Schlangenlinien gefahren und Bremswege unter realen Bedingungen gemessen. Ganz und gar nicht nebenbei wird auch die Rundenzeit auf der Rennstrecke gemessen, die dann die Startreihenfolge festlegt.
Videobotschaften
Mit der Eröffnung des Rennbüros und dem Eintreffen der Teams in Darwin beginnt auch die Medienberichterstattung. Der Veranstalter, aber auch viele Teams haben ein eigenes Kamerateam mitgebracht und schneiden täglich kleine Videobotschaften zusammen, mit denen man sich zusätzlich zu diesen Zeilen ein Bild von der Atmosphäre beim „static scrutineering“ und natürlich später auch beim Rennen machen kann. Es lohnt sich, die Hitze, die Fliegen, die Begeisterung und die sonnenhungrigen Fahrzeuge ein bisschen näher kennen zu lernen. Auf der Teamliste findet ihr die Links zu den Teamseiten auf den Sozialmedien Plattformen. Ein holländischer TV-Sender berichtet ab Samstag täglich vom Rennen. Das Bochum Solar Car Team hat angekündigt, dass während des Rennens ein kinotauglicher Film in Spielfilmlänge gedreht wird, der Anfang 2018 fertiggestellt wird.