Autor: perpetu

Verzögert, aber mit gewaltigem Potential: Offshore Wind

Offshore Windenergieanlage mit Errichterschiff im Hintergrund

Offshore Windenergieanlage im Forschungswindpark Alpha Ventus, Quelle: BMU – Konrad Hölzl

Windenergie auf See fasziniert. Die Größe der Anlagen (5 MW Leistung, 120 m Rotordurchmesser), die riesigen Fundamente (bis zu 44 m tief im Boden, 46 m hoch und 1700 t schwer) und vor allem die guten Energieerträge der WEA auf See lassen auf eine goldene Zukunft hoffen. Eine einzige Anlage kann bei 3800 Volllaststunden pro Jahr und 5 MW Nennleistung 19 Mio. kWh pro Jahr erzeugen, also den Haushaltsverbrauch (ca. 27,8% des Stromverbrauchs) von rund 19.000 Menschen, decken.
Es gibt jedoch auch Schattenseiten. Wenn man einen Vergleich zieht zwischen den vollmundigen Ankündigungen derer, die Offshore Windenergie für die Lösung all unserer Energieprobleme gehalten haben und den bis heute geschaffenen Tatsachen, dann klafft eine große Lücke: Hatte man zunächst angenommen, dass die hohen Windgeschwindigkeiten auf dem Meer es ermöglichen, Strom besonders preiswert zu produzieren, muss man heute zugeben, dass Strom aus Offshore-Windparks gut 50% teurer ist, als der Strom der Windmühlen an Land.

Nicht warten, sondern starten: Theorie & Praxis

Solarthermieanlage auf Flachdach, Foto: AfEE

Solarthermieanlage auf Flachdach, Foto: AfEE

Einige Regionen beschließen ein Konzept erstellen zu lassen, wann und wie die 100% Versorgung aus Erneuerbaren Energien erreicht werden soll. Andere Regionen haben jetzt schon einen Überschuss an Erneuerbarer Energie, verlieren aber kein Wort darüber. Der Landkreis Prignitz ist so eine Region, laut energymap.info die Nr. 1 in Deutschland. Die Hälfte der regenerativ erzeugten Energie kann exportiert werden. Wenn der Wind bläst und die 420 Windenergieanlagen volle Leistung bringen, wird bis zum 20-fachen des Bedarfs produziert, an anderen Tagen reicht die regenerativ erzeugte Leistung allerdings bei weitem nicht aus, um den Bedarf der Region zu decken. Dazu sollte es zukünftig ermöglicht werden, auch den regionalen Energieverbrauch zu erfassen. Bisher werden die Erträge aus EE nämlich Durchschnitts-Verbrauchswerten gegenübergestellt. Die alternde, ländliche Gesellschaft im LK Prignitz verbraucht aber vermutlich pro Kopf sehr viel weniger Energie, als die wirtschaftlichen Boomregionen in Bayern und Baden-Württemberg.

Solarsport oder persönlicher CO2-Fußabdruck

Solarsport auf der Bielefelder Alm, Quelle: bsw-solar/sma

Solarsport auf der Bielefelder Alm, Quelle: bsw-solar/sma

Wenn es die Solarbundesliga nicht schon gäbe, müsste sie unbedingt erfunden werden, denn sie zeigt wie viel mit lokalem Engagement erreicht werden kann. Die Regeln sind einfach: Die Kommune, die pro Einwohner die größte Fläche an Solarkollektoren und die installierte Photovoltaikleistung hat, wird Meister. Gemeinden mit einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Solarthermie und PV, werden mit einem Bonus belohnt. Um Verzerrungen der Statistik zu vermeiden, werden Dörfer mit weniger als 100 Einwohnern gleich betrachtet und alle PV-Anlagen mit mehr als 250 kWp in einer Gemeinde mit maximal 40 Punkten bedacht.

Doch die reine Existenz von Solaranlagen reicht nicht aus. Um in der Solarbundesliga mitspielen zu können, muss sich jemand im Ort engagieren, um zumindest die solarthermischen Anlagen zu erfassen und diese dem Organisationsteam der Solarbundesliga verlässlich zu melden. PV-Anlagen werden im Internet veröffentlicht und können daher mit geringerem Aufwand gemeldet werden. Die Spitzengruppe der Solarbundesliga ist bunt gemischt zwischen Nord und Süd.

Windenergie im urbanen Umfeld

Hamburg Altenwerder, 2 x 6 MW (E126), Foto: www.mediaserver. hamburg.de/ W. Huppertz

Hamburg Altenwerder, 2 x 6 MW (E126), Foto: www.mediaserver. hamburg.de/ W. Huppertz


Erneuerbare Energien faszinieren nicht nur wegen ihrer für das Klima unschädlichen Wirtschaftsweise. Sie erfreuen sich vor allem deshalb besonderer Beliebtheit, weil sie durch ihre dezentrale bzw. lokale Verfügbarkeit Unabhängigkeit und Freiheit versprechen. Diese Freiheit ist nicht nur ein Privileg von Einsiedlern und kleinen Dörfern. Die 11.000 Seelen Gemeinde Morbach in der Pfalz macht vor, wie man sich auch als etwas größere dörfliche Gemeinschaft zu 100% durch Erneuerbare Energien versorgen und diese relative Autonomie gut vermarkten kann. Die Windenergieanlage auf dem Müllberg an der A9 in München ist, genauso wie jede Solaranlage einem Hausdach, ein Zeichen der neuen Freiheit. Dennoch, in Großstädten ist der Anteil lokal produzierender EE bisher meist unter 1%.