Zum 10. Mal: Die die Segler*innen des Verndée Globe segeln gerade in etwa 80-100 Tagen um die Welt, nonstop. Die 40, an der französichen Atlantikküste gestarteten, Einzelsegler*innen müssen ohne Motor, nur mit der vor Ort vorhandenen Kraft von Sonne, Wind und Wasserkraft autonom die Welt umrunden. Die ersten Rennteilnehmer*innen werden dank der Spitzengeschwindigkeiten von über 40 km/h Anfang Dezember, gut 3 Wochen nach dem Start in Les Sables d’Olonne, das Kap der Guten Hoffnung umrundet haben. Allein mit der Antriebsquelle Wind. Solarzellen und ein von Unterwasserpropellern angetriebener Generator helfen die Bordelektronik mit Strom zu versorgen. Da die Teilnehmer*innen alleine ohne Stop und externe Versorgung segeln müssen, liefern die Boote einen fantastischen Beleg für die Leistungsfähigkeit und Verlässlichkeit Erneuerbarer Energien. Die lebenswichtigen Funktionen an Bord: Funken, Navigieren und Kochen sind abhängig von der Batterie an Bord, die durch Sonne, Wind und Strömung immer wieder aufgeladen werden muss.
Werden Fernreisen ohne Treibhausgasemissionen möglich sein?
Die Strapazen der Einhand-Weltumsegler sind zwar in keinster Weise massentauglich, aber der Erfolg dieser 10. Ausgabe des Rennens ist eine Bootschaft: Ein Leben ausschließlich mit Erneuerbaren Energien ermöglicht der Menschheit ein Leben im Einklang mit der Natur. Auch die Maschinerie im Hintergrund eines solchen Rennens kann emissionssparend gestaltet werden. Der Rundkurs der Vendée Globe und die Online-Berichterstattung reduzieren Emissionen durch An- und Abreise von Teilnehmern, Tross und Fans. Eine erneuerbare Energie-Vollversorgung, die heute bei den abenteuerlustigen Seglern als verlässliche Lebensversicherung funktioniert, kann morgen im Alltag selbstverständlich sein. Gretas Thunbergs Atlantiküberquerung mit dem Skipper Boris Hermann zeigt, wie spartanisch das Leben auf dem Rennsegler ist. Mit modernen Segelsportwettbewerben hat auch das Interesse der Industrie an der Weiterentwicklung der Segeltechnik zugenommen. Bei der SailGP, eine Art Segel-Formel-1, zieht ein Rennzirkus mit den Crews um die Welt, damit die Fans die Regatten von der Küste aus verfolgen können. Sie begeistern mit Renngeschwindigkeiten von teilweise über 100 km/h und spektakulären Wendemanövern. Bei der Vendée Globe gilt das Interesse nicht nur der Bootstechnik, sondern natürlich überwiegend den Einhandseglern. Der Deutsche Boris Hermann nimmt zum 2. Mal an der Vendée Globe teil. Vor 4 Jahren kam er als fünfter ins Ziel. Die unterschiedlichsten Charaktere sind bereit sich der Isolation und den Strapazen dieser Regatta auszusetzen. Die jüngste Teilnehmerin, Violette Dorange, ist 23, der älteste, Jean Le Cam, nimmt mit 65 bereits zum 6. Mal am Rennen teil. Auch wenn die Rennyachten zum bequemen Reisen eher ungeeignet sind, zeigt das Rennen dennoch, dass der Verzicht auf Treibhausgasemissionen keine Spaßbremse ist. Im Gegenteil: Es ist nicht mehr so weit vom Rennabenteuer einer kleinen Elite bis zum emissionsfreien Reisen für alle, wie es scheint. Die Umstellung der Gewohnheiten bleibt allerdings eine Herausforderung.
Rosige Zeiten für Wassersportler und Motorbootnutzer in Sicht
Unterwegs sind wir auf gespeicherte Energie oder lokal erschließbare Erneuerbare Energiequellen angewiesen. Private Freizeitboote auf Kanälen, Flüssen und Seen nutzen noch häufig in fossilen Brennstoffen gespeicherte Energie, z.B. in Form von Diesel. Eigentlich unverständlich, weil die Dieselmotoren im Vergleich zu Elektromotoren laut sind und auch mit stinkenden Abgasen viel Lebensqualität rauben. Für einen Wechsel auf Elektroantrieb fehlten den Binnengewässerskippern häufig eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur und preiswerte Batterien. Das ändert sich gerade. Batterien werden preiswerter, kompakter und umweltfreundlicher. Begehbare Solarzellen für das Bootsdeck, verlängern die Reichweite und schützen vor einem Totalausfall der Energieversorgung an Bord. Erste Ladestationen in Bootshäfen wurden installiert. Ein Spaßgewinn für alle zeichnet sich ab. Ein Naturerlebnis beim Wassersport ist mit dem leisen Surren eines Elektroantriebs anstatt knatternder Außenborder deutlich besser zu vereinbaren. Erneuerbar angetriebene Elektromobilität auf dem Wasser verspricht einen Gewinn an Lebensqualität, nicht nur für die Skipper, sondern auch für Paddler, Ruderer und Schwimmerinnen.
Erneuerbarer Antrieb auf dem Wasser
Was für den Freizeitsport auf dem Wasser gut funktionieren kann, ist für die gewerbliche Schifffahrt noch eine Herausforderung. Umstellung auf Flüssiggas, Elektroversorgung in den Häfen, unterstützende Segel, automatisch gesteuerte Flugdrachen, Flettnerrotoren, Miniwindturbinen zur Versorgung der Bordelektrik und eine Verbesserung der Rumpfformen sind wichtige Beiträge zur Senkung der Treibhausgasemissionen im Schiffsverkehr. Last- und Kreuzfahrtschiffe ganz ohne fossile Brennstoffe sind zwar technisch möglich, im Moment aber wegen der billigen fossilen Brennstoffe noch nicht konkurrenzfähig. Als Treibstoffe kämen z.B. aus Erneuerbaren Energien hergestellter Wasserstoff oder Ammoniak in Frage.
Die Vendée Globe
Etwa 350.000 Menschen haben im Hafen von Les Sables d’Olonne an Frankreichs Atlantikküste am 10. November 2024 den Start des Rennens gefeiert und die Boote auf den Weg um die Welt geschickt. Die Ankunft der ersten Boote wird für Ende Januar erwartet. Bis auch das letzte Boot nach der Weltumrundung wieder im Hafen von Les Sables d’Olonne eintrifft kann es März werden. Solange sind die Einhandsegler*innen auf sich allein gestellt. Mögen Sie gesund wieder zurückkommen und immer eine handbreit Wasser unterm Kiel haben.