Kategorie: EE-Gesellschaft

Mikro-Netze als Teil einer Netzinfrastruktur für 100% erneuerbaren Strom

Fotovoltaik, der Schlüssel zur dezentralen Energieversorgung in Städten, Foto: AfEE

Fotovoltaik, der Schlüssel zur dezentralen Energieversorgung in Städten, Foto: AfEE

„Wir brauchen neue Stromleitungen“ ist eine in letzter Zeit häufiger in der Presse zu lesen. Aber wie viele Leitungen notwendig sind, hängt davon ab, wie weit die volatile Einspeisung aus Erneuerbaren Energiequellen von dem regional und quantitativ schwankendem Verbrauch abweicht.
Ein wichtiger Baustein, um die Abweichung von erneuerbarer Energieproduktion zum Verbrauch reduzieren zu können, sind intelligente Stromzähler und der Aufbau einer intelligenten Netzinfrastruktur (smart grid). Der Verbraucher soll mit Hilfe dieser Technik ein Preissignal bekommen, wann der Strom preiswert und wann er knapp und teuer ist. Wer sich darauf einlässt und seinen Stromverbrauch dem Angebot flexibel anpasst, kann seine Energiekosten senken.

Nicht warten, sondern starten: Theorie & Praxis

Solarthermieanlage auf Flachdach, Foto: AfEE

Solarthermieanlage auf Flachdach, Foto: AfEE

Einige Regionen beschließen ein Konzept erstellen zu lassen, wann und wie die 100% Versorgung aus Erneuerbaren Energien erreicht werden soll. Andere Regionen haben jetzt schon einen Überschuss an Erneuerbarer Energie, verlieren aber kein Wort darüber. Der Landkreis Prignitz ist so eine Region, laut energymap.info die Nr. 1 in Deutschland. Die Hälfte der regenerativ erzeugten Energie kann exportiert werden. Wenn der Wind bläst und die 420 Windenergieanlagen volle Leistung bringen, wird bis zum 20-fachen des Bedarfs produziert, an anderen Tagen reicht die regenerativ erzeugte Leistung allerdings bei weitem nicht aus, um den Bedarf der Region zu decken. Dazu sollte es zukünftig ermöglicht werden, auch den regionalen Energieverbrauch zu erfassen. Bisher werden die Erträge aus EE nämlich Durchschnitts-Verbrauchswerten gegenübergestellt. Die alternde, ländliche Gesellschaft im LK Prignitz verbraucht aber vermutlich pro Kopf sehr viel weniger Energie, als die wirtschaftlichen Boomregionen in Bayern und Baden-Württemberg.

Windenergie im urbanen Umfeld

Hamburg Altenwerder, 2 x 6 MW (E126), Foto: www.mediaserver. hamburg.de/ W. Huppertz

Hamburg Altenwerder, 2 x 6 MW (E126), Foto: www.mediaserver. hamburg.de/ W. Huppertz


Erneuerbare Energien faszinieren nicht nur wegen ihrer für das Klima unschädlichen Wirtschaftsweise. Sie erfreuen sich vor allem deshalb besonderer Beliebtheit, weil sie durch ihre dezentrale bzw. lokale Verfügbarkeit Unabhängigkeit und Freiheit versprechen. Diese Freiheit ist nicht nur ein Privileg von Einsiedlern und kleinen Dörfern. Die 11.000 Seelen Gemeinde Morbach in der Pfalz macht vor, wie man sich auch als etwas größere dörfliche Gemeinschaft zu 100% durch Erneuerbare Energien versorgen und diese relative Autonomie gut vermarkten kann. Die Windenergieanlage auf dem Müllberg an der A9 in München ist, genauso wie jede Solaranlage einem Hausdach, ein Zeichen der neuen Freiheit. Dennoch, in Großstädten ist der Anteil lokal produzierender EE bisher meist unter 1%.

Wo Erneuerbare Energien die Versorgung übernommen haben

Funktionierende Versorgungsstrukturen mit 100% Erneuerbaren gibt es vor allem dort, wo Erneuerbare Energien in großem Maße verfügbar sind, während ein Stromnetz fehlt und eine Versorgung mit fossilen Energien zu teuer wäre. Eine Versorgung mit einem Diesel-Generator kann schnell zu Erzeugungskosten von 1,00 €/kWh führen. Dann sind Erneuerbare Energien auch inklusive der notwendigen Speicherkosten konkurrenzfähig. Das gilt für ländliche Regionen ohne Stromnetz, z.B. in Entwicklungsländern, genauso, wie für abgelegene Inseln oder für einzelne Gebäude, wie z.B. Berghütten.

Dolic- oder Triester Hütte mit Windenergieanlagen & PV, Foto: Autor

In Slowenien, im Triglav-Nationnalpark gibt es am Fuße des Triglav, des höchsten Bergs Sloweniens, auf 2151 m Höhe die Dolic- oder Triester Hütte, die wegen ihrer Lage ausschließlich mit dem Hubschrauber versorgt werden kann. Bisher wurde auf diese Weise auch der Dieselkraftstoff für den Generator zur Stromversorgung angeliefert.
Nachdem die Hütte vor ein paar Jahren stark beschädigt wurde, wird sie nun grundlegend renoviert. Die Energieversorgung ist bereits komplett auf regenerative Energien umgestellt worden. Dazu wurden zwei Proven 2,5 kW Windenergieanlagen direkt neben der Hütte platziert und eine Photovoltaikanlage auf dem Dach montiert. Die WEA drehen sich am Standort zwischen zwei Bergen, weil über die Passhöhe ein