An der World-Solar-Challenge (WSC) im Oktober 2017 in Australien werden erstmals zwei deutsche Teams teilnehmen: Neben dem etablierten Team der Hochschule Bochum startet erstmals das Sonnenwagen-Team aus Aachen. Die letzten 6 Monate vor dem Start haben begonnen.
Die studentischen Teams stehen unter extremen Zeitdruck. Sie müssen gleichzeitig technische, organisatorische und menschliche Herausforderungen meistern. Sie bauen gerade die Komponenten für ihre Fahrzeuge, doch schon bald müssen die Teile ein Ganzes ergeben. In den nächsten Wochen müssen die verschiedenen Disziplinen der Solarauto-Teams, Designer*innen, Karosseriebauer*innen, Elektrotechniker*innen, Informatiker*innen und viele weitere Disziplinen, ein gemeinsames Produkt zum Leben erwecken.
Die Blog-Beiträge der Teams über die Entstehung der Fahrzeuge vermitteln den Eindruck von brodelnden Ideenschmieden, in denen aus einer Mischung aus Wissen, Organisation, Motivation und Disziplin Großartiges entstehen wird.Das Sonnenwagen Team musste von Null anfangen. Auf ihren Internet Seiten berichten Sie über Motivation und Zielsetzung des Projekts. Sie begreifen das Rennen als Mission die Mobilität der Zukunft nachhaltig zu gestalten. Mit beeindruckender Energie scheint das Team den Sonnenwagen für die WSC 2017 in die Spur zu bringen, obwohl sie für den weiteren Weg noch nach weiteren Experten und Sponsoren suchen. Beide deutschen Teams beeindrucken durch eine Kultur des Teilens und des interdisziplinären Teamworking. Die Berichte aus Kairo (Bochum) und Peking (Aachen) zeugen davon, dass weltweit eine internationale Solarcar-Community entstanden ist, die bereit ist, Wissen zu teilen, um weltweiten Fortschritt zu mehr Nachhaltigkeit in der Mobilität zu ermöglichen.
Unterschiedliche Fahrzeugklassen
Die beiden deutschen Teams treten glücklicherweise bei der WSC 2017 nicht in direkte Konkurrenz zueinander. Sie starten in unterschiedliche Fahrzeugklassen. Die Aachener entwickeln ein Fahrzeug für die Challenger-Klasse, wo das schnellste Fahrzeug gewinnt. Das erfahrene Bochumer Team wird in der anspruchsvollen Cruiser-Klasse an den Start gehen, in der die Fahrzeuge eine Straßenzulassung vorweisen müssen. Hier zählen Effizienz und Alltagstauglichkeit.
Der Fortschritt hat Solarzellen effizienter, Batterien kleiner und Karosserien leichter gemacht. Da das Rennen auf der Straße im normalen Verkehr stattfindet, ist die Geschwindigkeit durch das Tempolimit begrenzt. Spannung entsteht erst, wenn es für die Teilnehmer*innen schwierig wird, überhaupt die Höchstgeschwindigkeit zu erreichen. Beim letzten Rennen vor zwei Jahren kam die Spitzengruppe der Challenger-Klasse nach 3000 km Rennen mit nur wenigen Minuten Abstand ins Ziel. Ein deutliches Zeichen, dass die Fahrzeuge dieser Gruppe über die ganze Strecke nahe an der Höchstgeschwindigkeit fahren konnten. Das wird mit den Solarfahrzeugen 2017 wohl kaum wieder gelingen.
Harter Schnitt für die solare Energiezufuhr an Bord
Die neuen Regeln der WSC 2017 schreiben für die Fahrzeuge der Challenger-Klasse ein Drittel weniger Solarfläche (jetzt: 4 m²) und in der Cruiser-Klasse 17% weniger (jetzt: 5 m²) vor. Auch die Regeln für die Fahrzeugbatterie wurden modifiziert. Während das Batteriegewicht in der Challenger-Klasse weiterhin begrenzt bleibt und ein Nachladen verboten ist, wird in der Cruiser-Klasse beides frei gegeben. Allerdings werden alle Fahrzeuge durch einen Schiedsrichter im Begleitfahrzeug streng kontrolliert, denn jeder Ladevorgang geht in die Bewertung ein: Je größer die Batteriekapazität, desto höher der Punktabzug beim Nachladen. Strategie und Taktik werden bestimmen, ob und wie oft die Teams die Möglichkeit zum Nachladen der Fahrzeuge nutzen werden. Maßstab für einen Sieg in der Cruiser Klasse ist die Effizienz, gemessen in Energie pro Personenkilometer. Geschwindigkeit zählt auch, den Voraussetzung für eine Wertung ist ein Zieleinlauf am 6.Tag zwischen 11 und 14 Uhr.
Wohl, um neue Fahrzeugdesigns anzuregen, wurden im Regelwerk der WSC die Begrenzungen für die Fahrzeuggröße gelockert. Ein Bonbon für die Designer, Aerodynamiker und Konstrukteure, und vermutlich auch für die Augen der Zuschauer. Die Zeiten, in denen alle teilnehmenden Fahrzeuge gleichermaßen rollenden Tischtennisplatten ähnelten, scheinen endgültig vorbei zu sein. In der Cruiser-Klasse gewinnen die Mitfahrer -und damit die Alltagstauglichkeit- weiter an Bedeutung: Durch die Wertung der Personenkilometer, werden strategische Entscheidungen zur Größe des Fahrzeugs und Zahl der (möglichen) Mitfahrer im Rennen um den Sieg eine noch wichtigere Rolle spielen.
Lust auf mehr?
Die Gemeinschaft der Solarwagen-Fans ist klein. Den besten Überblick über die Teams und ihre Internet-Präsenzen bietet der Blog „Scientific Gems“ in dem vor wenigen Tagen erschienenen April update. Noch tiefer in die Details des Rennens geht „MostDece“
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