Das neue Jahr hat gleich mit einem neuen Rekord begonnen: 36.200 MWh Strom aus Windenergie wurden am 03.01. zwischen 20 und 21:00 Uhr in das deutsche Stromnetz eingespeist. Dafür mussten früher ca. 30 AKW mit voller Leistung laufen.
Aus den Daten des Fraunhofer-ISE lässt sich ermitteln, dass in dieser Januarnacht über mehrere Stunden sämtliche Stromverbraucher in Deutschland zu gut der Hälfte mit Strom aus Windenergie beliefert wurden. Steinkohle- und Gaskraftwerke wurden mit aufkommenden starken Wind um ca. 60% gedrosselt, aber Braunkohle nur um ca. 20% (12,65 GW > 9,67 GW) heruntergefahren und die Atomkraftwerke fast gar nicht. Der Strompreis am Spotmarkt fiel ab 1:00 Uhr in der Nacht für drei Stunden ins Minus. In dieser Zeit wurden bis zu 7,8 GW Strom exportiert, – die Erzeugung von etwa 7 großen Atomkraftwerken.
Allein die Windenergie lieferte in den 24 Stunden vom 3.1. 13:00 Uhr bis zum Mittag des nächsten Tags kontinuierlich über 40% des Strombedarfs, bis zu 56%. Das bedeutet: Den ganzen Tag konnten 30 schmutzige Kohle- oder gefährliche Atomkraftwerke ersetzt werden. In nur 24 Stunden wurden knapp 800 GWh Strom aus Wind erzeugt, – der Jahresverbrauch von 200.000 drei Personen-Haushalten. Die Erneuerbaren insgesamt (mit Sonne, Biomasse und Wasser) lieferten kontinuierlich über 50% der Stromerzeugung, in der Spitze 68,4% des innerdeutschen Strombedarfs (Stundendurchschnitt). Solche Tage sind wichtige Bewährungsproben für die Umsetzung der Energiewende. Es gilt zu analysieren, wie viele Windenergieanlagen an diesem Tag vom Netzbetreiber oder vom Direktvermarkter heruntergefahren wurden. Je mehr Leistung aus Windenergie abgeschaltet wurde, desto mehr Potential steckt noch im System, wenn die fossilen Kraftwerke flexibler reagieren würden. Atomkraft-, aber auch Biomasse- und Braunkohlekraftwerke haben nach den vorliegenden Daten trotz deutlicher Überproduktion keine oder nur wenig Flexibilität gezeigt. Wäre es da nicht hilfreich, wenn die vorhanden Marktmechanismen weiterentwickelt werden? Dann könnten fossile Kraftwerksbetreiber bei ausreichend vorhandenem erneuerbaren Strom mit deutlicheren Preissignalen dazu gedrängt werden ihre Kraftwerke klimaschonend zu drosseln und Leitungskapazitäten freizugeben.
In guten wie in schlechten Zeiten
Aber dieser gute Tag zeigt auch, dass wir in der deutschen (und europäischen) Stromversorgung genauso Klima schonende Lösungen für die windschwachen und sonnenarmen Tage brauchen.
- Kann unsere Strom abhängige Gesellschaft dann ihren Verbrauch ohne größere Komforteinbußen drosseln?
- Können wir Biomasse und Wasserkraft für Tage mit wenig Wind und Sonne bevorraten?
- Können wir Windenergieanlagen bauen, die bei geringeren Windgeschwindigkeiten verlässlich Strom erzeugen?
- Können wir auch mal vorübergehend Strom aus den Nachbarländern importieren?
Das neue Jahr 2017 wird uns wieder einen Schritt näher dahin bringen, all diese Fragen mit einem deutlichen JA beantworten zu können.
Im alten Jahr wurden politisch viele Entscheidungen getroffen, die die Klimaerwärmung und den dringend notwendigen Ausbau der Erneuerbaren Energien zu ignorieren scheinen. In Deutschland ist für dieses Jahr ein neues Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) beschlossen worden, in den USA ist Donald Trump zum Präsidenten gewählt worden, um nur zwei Beispiele zu geben. Doch es gibt auch viel Gutes aus dem letzten Jahr, dass im neuen Jahr für Zuversicht sorgen kann: Der Paris Vertrag zum weltweiten Klimaschutz wurde ratifiziert. Auch die weltweit ungebrochene Entwicklung beim Ausbau der Erneuerbaren Energien zeigt deutlich, dass die Energiewende kein Alleingang Deutschlands ist, sondern eine rationale Entscheidung für einen preisgünstigen Umbau der Energieversorgung. China und USA investieren inzwischen weit mehr als Deutschland in Erneuerbare Energien. Sie stehen nicht in Verdacht nur für die Gute Sache in teure Energieerzeugungsarten zu investieren. Weil Erneuerbare Energien inzwischen unschlagbar günstig geworden sind, wird in diesen Ländern, genauso wie z.B. in Chile, Costa Rica, Indien oder Uruguay kräftig in die Erweiterung der Erneuerbaren Erzeugungskapazitäten investiert.
Gute Beispiele helfen
Die Jurys der renommierten Energiewende-Vereine leisten eine hervorragende Arbeit. Mit der Auswahl der Preisträger wählen sie Personen und Projekte aus, die mir Vorbild, Beispiel und Antrieb für meine Arbeit sind. Daher ist es mir ein Bedürfnis auf einige Preisträger*innen hinzuweisen, auch wenn das bereits viele andere vor mir getan haben. Besonders spannend waren für mich der von Eurosolar verliehene Deutsche Solarpreis und der von der Agentur für Erneuerbare Energien verliehene Journalistenpreis.
Der Journalistenpreis „Deutschland hat unendlich viel Energie“ wurde im vergangenen Jahr in fünf Kategorien verliehen: Richard Fuchs erhält den Preis für seinen Hörfunkbeitrag „Nach dem Solarboom: Bitterfeld wird Energielabor“ bei SWR2. Ein Bericht von einer erfolgreichen Suche nach Optimismus. Begeistert hat mich der prämierte Multimediabeitrag „Ackerbunt“, der auf eine sehr ansprechende Art und Weise zeigt, wie viel Energie aus Deutschland in die Welt gelangen kann und umgekehrt. In der Kategorie Fernsehen wurde Susanne Delonge für ihren Beitrag „Die Wärmewende – Die Zukunft des Wohnen“ im Bayrischen Rundfunk ausgezeichnet. Die Rubrik Print ging an Claus Peter Müller-von der Grün für seinen Artikel „Die Trasse“ in der Frankfurter Allgemeinen und Uwe Stahr punktete im Bereich Hörfunk mit dem Beitrag „Erdgas – Vom Hoffnungsträger zum Ladenhüter und zurück?“.
Beim deutschen Solarpreis wurden 2016 besonders Projekte ausgezeichnet, die verschiedene Erneuerbare Energiequellen zusammendenken: Mit dem Sonnenhaus-Institut und der VillaMedia wurden zwei sehr interessante Projekte prämiert, die auf lokaler Ebene mit Speicherung und Vernetzung den Grad der Erneuerbaren Energieversorgung erhöhen. Wie lokales Engagement für Erneuerbare Energien und soziale Projekte Hand in Hand gehen und ein Profit für die ganze Gesellschaft entsteht, zeigen die Stadtwerke Burg, die Bürgerwerke, die Enni und ein PV-Flüchtlingsprojekt in Ravensburg. Was diese Projekte im kleinen zeigen, ist nicht leicht allen zu vermitteln Claudia Kempfert und Gerhard Mester wurden für ihr Engagement in der Publizistik gewürdigt.