Am 2. Dezember wurde der 18. europäische Solarpreis von Eurosolar verliehen. Die zwölf Projekte und Initiativen in acht Kategorien haben ausnahmslos einen genaueres Hingucken verdient. Der Blick über die Grenzen hinweg auf die Preisträger aus acht Ländern zeigt, dass das Projekt Europa lebt und die Erneuerbaren nicht nur in Deutschland als eine wertvolle Chance begriffen werden.
__Der Rhein-Hunsrück-Kreis überrascht mit einem Bekenntnis nicht nur sich selbst aus regenerativen Quellen versorgen zu können, sondern zukünftig auch die Region beliefern zu wollen. __Die Stadt Svoge in Bulgarien zeigt, mit welcher Radikalität eine lokale Energiewende vorangetrieben werden kann. __Die Younicos AG aus Berlin setzt eine Energierevolution auf der Azoreninsel Graciosa um.
Mikro-Netze als Teil einer Netzinfrastruktur für 100% erneuerbaren Strom
Ein wichtiger Baustein, um die Abweichung von erneuerbarer Energieproduktion zum Verbrauch reduzieren zu können, sind intelligente Stromzähler und der Aufbau einer intelligenten Netzinfrastruktur (smart grid). Der Verbraucher soll mit Hilfe dieser Technik ein Preissignal bekommen, wann der Strom preiswert und wann er knapp und teuer ist. Wer sich darauf einlässt und seinen Stromverbrauch dem Angebot flexibel anpasst, kann seine Energiekosten senken.
Verzögert, aber mit gewaltigem Potential: Offshore Wind
Es gibt jedoch auch Schattenseiten. Wenn man einen Vergleich zieht zwischen den vollmundigen Ankündigungen derer, die Offshore Windenergie für die Lösung all unserer Energieprobleme gehalten haben und den bis heute geschaffenen Tatsachen, dann klafft eine große Lücke: Hatte man zunächst angenommen, dass die hohen Windgeschwindigkeiten auf dem Meer es ermöglichen, Strom besonders preiswert zu produzieren, muss man heute zugeben, dass Strom aus Offshore-Windparks gut 50% teurer ist, als der Strom der Windmühlen an Land.
Nicht warten, sondern starten: Theorie & Praxis
Solarsport oder persönlicher CO2-Fußabdruck
Wenn es die Solarbundesliga nicht schon gäbe, müsste sie unbedingt erfunden werden, denn sie zeigt wie viel mit lokalem Engagement erreicht werden kann. Die Regeln sind einfach: Die Kommune, die pro Einwohner die größte Fläche an Solarkollektoren und die installierte Photovoltaikleistung hat, wird Meister. Gemeinden mit einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Solarthermie und PV, werden mit einem Bonus belohnt. Um Verzerrungen der Statistik zu vermeiden, werden Dörfer mit weniger als 100 Einwohnern gleich betrachtet und alle PV-Anlagen mit mehr als 250 kWp in einer Gemeinde mit maximal 40 Punkten bedacht.
Doch die reine Existenz von Solaranlagen reicht nicht aus. Um in der Solarbundesliga mitspielen zu können, muss sich jemand im Ort engagieren, um zumindest die solarthermischen Anlagen zu erfassen und diese dem Organisationsteam der Solarbundesliga verlässlich zu melden. PV-Anlagen werden im Internet veröffentlicht und können daher mit geringerem Aufwand gemeldet werden. Die Spitzengruppe der Solarbundesliga ist bunt gemischt zwischen Nord und Süd.
Windenergie im urbanen Umfeld
Erneuerbare Energien faszinieren nicht nur wegen ihrer für das Klima unschädlichen Wirtschaftsweise. Sie erfreuen sich vor allem deshalb besonderer Beliebtheit, weil sie durch ihre dezentrale bzw. lokale Verfügbarkeit Unabhängigkeit und Freiheit versprechen. Diese Freiheit ist nicht nur ein Privileg von Einsiedlern und kleinen Dörfern. Die 11.000 Seelen Gemeinde Morbach in der Pfalz macht vor, wie man sich auch als etwas größere dörfliche Gemeinschaft zu 100% durch Erneuerbare Energien versorgen und diese relative Autonomie gut vermarkten kann. Die Windenergieanlage auf dem Müllberg an der A9 in München ist, genauso wie jede Solaranlage einem Hausdach, ein Zeichen der neuen Freiheit. Dennoch, in Großstädten ist der Anteil lokal produzierender EE bisher meist unter 1%.