Die Stromnetze in Deutschland gelten als zuverlässig. Damit das trotz Ausbau der Erneuerbaren Energien so bleibt, sollen vier Maßnahmen zu einer Entlastung der Netze führen:
- Die Netze sollen verstärkt und ausgebaut werden
- Der Verbrauch soll durch variable Stromtarife und intelligente Stromzähler zeitlich beeinflusst werden
- Die Steuerung der regenerativen Anlagen durch den Netzbetreiber soll ermöglicht bzw. verbessert werden, damit die Anlagen im Notfall gedrosselt oder abgeschaltet werden können
- Die Möglichkeiten der Energiespeicherung sollen verbessert werden
Die Maßnahmen 1-3 sind bereits gesetzlich verankert und warten auf ihre Umsetzung. Die Maßnahme vier ist die eigentliche Herausforderung: Bisher werden zur Speicherung von Strom vorrangig Pumpspeicherkraftwerke genutzt. Ähnlich sollen auch Druckluftspeicher, Batterien und Wasserstoff eingesetzt werden, um einen Ausgleich für eine schwankende Stromproduktion und -Abnahme zu ermöglichen. Alle Stromspeicher haben bisher ein Problem: Sie abeiten mit hohen Energieverlusten und sind teuer. Drei Pilotprojekte untersuchen in Deutschland, wie eine zuverlässige und bezahlbare Energieversorgung aus Erneuerbaren Energien aussehen kann.
Projekt A heißt Kombikraftwerk. Photovoltaik-, Biogas- und Windenergieanlagen, sowie ein Pumpspeicherkraftwerk in ganz Deutschland sind daran beteiligt. Sie sind zu einem virtuellen Kraftwerk mit einer Leitzentrale in Kassel zusammengeschaltet und sollten während des Untersuchungszeitraums zu jeder Zeit exakt ein Zehntausendstel des Stromverbrauchs in Deutschland liefern, -real- und nicht nur auf dem Bildschirm eines simulierten Kraftwerks. Dadurch sollte nachgewiesen werden, wie die Versorgung ausschließlich mit der vorhandenen Infrastruktur gewährleistet werden kann.
Projekt B wurde von der Firma Enertrag initiiert. Das „Hybridkraftwerk“ verfolgt die alte, faszinierende Idee einer wasserstoffbasierten Energiespeicherung. In der Nähe von Prenzlau entsteht eine Elektrolyseanlage, die überschüssigen Strom aus 3 Windenergieanlagen in Wasserstoff verwandelt. Außerdem ist eine Biogasanlage beteiligt.
Da die Umwandlung von Strom in Wasserstoff aufwendig ist, fokussiert dieses Projekt auch auf die Frage, welche Infrastruktur notwendig ist, um den Mehrwert von Wasserstoff besser nutzen zu können. Möglich ist nämlich nicht nur die Rückwandlung von Wasserstoff in Strom, sondern genauso die Nutzung als Treibstoff im Verkehr oder die Einspeisung in das Gasnetz. Mit letzterer Option kann die Nutzung zeit- und orts-unabhängig und mit hocheffizienter Kraft-Wärme Kopplung erfolgen.
Auch Projekt C befindet sich in Brandenburg. Im Ortsteil Feldheim, in Treuenbrietzen, haben die Einwohner des Dorfes gemeinsam in eine Betreibergesellschaft zur vollständigen Eigenversorgung mit Strom und Wärme aus regionalen, regenerativen Quellen investiert. Ein großer Windpark vor Ort, eine Biogasanlage des örtlichen Landwirtschaftsbetriebes und zukünftig auch einen Batteriespeicher, sorgen für eine zuverlässige Strom- und Wärmeversorgung der Bewohner. Dies geschieht über eigene Strom- und Wärmenetze im Dorf. Der Initiator, die Energiequelle GmbH, hat den Beteiligten Strom- und Wärmepreise garantiert, die deutlich unter den Normaltarifen liegen. Wer kann da noch nein sagen?