Schlagwort: Baden-Württemberg

Verlässliche Energie aus Schwäbischem Wind

Naturspeicher Gaildorf Gesamtanlage, Quelle: ©Alexander Schechner

Naturspeicher Gaildorf Gesamtanlage, Quelle: ©Alexander Schechner

Im schwäbischen Gaildorf möchte der Ingenieur Alexander Schechner Windenergie und Wasserkraft so miteinander kombinieren, dass die beiden Erneuerbaren Quellen verlässlich Strom liefern können.

Was zunächst utopisch klingt soll nun realisiert werden. Vor wenigen Wochen wurde mit dem Wegebau begonnen: Vier Windenergieanlagen auf einem Bergrücken nahe Gaildorf sollen Strom erzeugen. Unter jeder Anlage befindet sich ein Wasserspeicher, der bei viel Wind mit Pumpen aus dem Tal gefüllt wird und bei wenig Wind das Wasser über eine Druckleitung zu einem Pumpspeicherkraftwerk im Tal ablässt. Der Strom aus der Wasserkraftturbine kann so den fehlenden Windstrom ersetzen. Für die Realisierung des Projekts hat sich Schechner, der bei Voith Hydro, einem schwäbischen Hersteller von Wasserkraftturbinen aus

Pumpspeicher

Grafik Unterflur Pumpspeicherwerk, Quelle: Uni Duisburg-Essen

Grafik Unterflur Pumpspeicherwerk, Quelle: Uni Duisburg-Essen

Wenn die Erneuerbaren Energien einen immer größeren Anteil an der Stromversorgung übernehmen, wird von denen, die wirtschaftlich nicht davon profitieren, gerne der Teufel an die Wand gemalt. Am beliebtesten sind: Das Netz bricht zusammen, die Kosten explodieren oder wegen der hohen Stromkosten flüchtet die Industrie aus Deutschland. Die jüngste Erfolgsmeldung der Solarbranche von 60% mehr Solarstrom und 6 GW neu installierter PV-Leistung sind wieder Anlass für neue Drohungen, die Neuinstallation gesetzlich zu limitieren.
Das Problem: Wenn bei nächtlicher Windstille im Winter zwei regenerative Quellen ausfallen (Wind und Solar) während der Energiebedarf hoch ist, werden alternative Energiequellen benötigt. Wasserkraft, gespeichertes Biogas und Biomasse allein sollen in der regenerativen Zukunft diese Lücke nur so weit ausgleichen, wie es ökologisch verträglich ist.

Solarsport oder persönlicher CO2-Fußabdruck

Solarsport auf der Bielefelder Alm, Quelle: bsw-solar/sma

Solarsport auf der Bielefelder Alm, Quelle: bsw-solar/sma

Wenn es die Solarbundesliga nicht schon gäbe, müsste sie unbedingt erfunden werden, denn sie zeigt wie viel mit lokalem Engagement erreicht werden kann. Die Regeln sind einfach: Die Kommune, die pro Einwohner die größte Fläche an Solarkollektoren und die installierte Photovoltaikleistung hat, wird Meister. Gemeinden mit einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen Solarthermie und PV, werden mit einem Bonus belohnt. Um Verzerrungen der Statistik zu vermeiden, werden Dörfer mit weniger als 100 Einwohnern gleich betrachtet und alle PV-Anlagen mit mehr als 250 kWp in einer Gemeinde mit maximal 40 Punkten bedacht.

Doch die reine Existenz von Solaranlagen reicht nicht aus. Um in der Solarbundesliga mitspielen zu können, muss sich jemand im Ort engagieren, um zumindest die solarthermischen Anlagen zu erfassen und diese dem Organisationsteam der Solarbundesliga verlässlich zu melden. PV-Anlagen werden im Internet veröffentlicht und können daher mit geringerem Aufwand gemeldet werden. Die Spitzengruppe der Solarbundesliga ist bunt gemischt zwischen Nord und Süd.

Energiesparen oder Erneuerbare Energien?

Für einen effektiven Klimaschutz benötigen wir Beides: Einen geringeren Energieverbrauch und eine Bereitstellung der benötigten Energie durch Erneuerbare Energien.

Energiesparen wird seit Jahren gefordert, hat jedoch noch nicht dazu geführt, dass wir in Deutschland deutlich weniger Energie verbrauchen. Der Endenergieverbrauch ist zwischen 1990 und 2008 insgesamt nur um 3,62% gesunken. Dieser scheinbare Widerspruch lässt sich leicht auflösen: In Deutschland sind in den letzen Jahren viele Effizienzgewinne erzielt worden, Kühlschränke, Beleuchtung, Industrielle Produktion, Heizungen und unsere Autos – alle Geräte nutzen die Energie viel besser, als noch vor 10 Jahren.

Solarsiedlung Freiburg: Energiesparen & EE, Foto: AfEE

Solarsiedlung Freiburg: Energiesparen & EE, Foto: AfEE

Gleichzeitig wachsen jedoch auch unsere Ansprüche. Das bedeutet, dass z.B. die Industrie mit der gleichen Energie mehr produziert, aber sie produziert eben auch mehr. Für die Bevölkerung gilt das gleiche. Jedes quantitative Wachstum, ein größerer Kühlschrank, eine größere Wohnung, ein komfortableres Auto oder eine Klimaanlage machen unsere Spar-Anstrengungen sofort wieder zunichte.

Der Zuwachs bei den Erneuerbaren Energien ermöglicht eine CO2-Einsparung auch bei gleichbleibendem Energieverbrauch. Sie ermöglichen es, Wachstum und Klimaschutz zu vereinen. Die verstärkte Nutzung Erneuerbaren Energien in Deutschland wirkt sich mehrfach positiv aus:

  • Durch die Vorreiterrolle Deutschlands konnten vor allem in der Wind- und Solarindustrie sehr viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
  • Durch die Installation von großen regenerativen Energieerzeugungskapazitäten in Deutschland, muss weniger Energie aus dem Ausland importiert werden.
  • Durch die Nutzung der EE in ländlichen Regionen, z.T. durch Abwanderung und hohe Arbeitslosigkeit geprägt, sind dort neue Beschäftigungsperspektiven entstanden.
  • Durch die dezentrale Struktur der EE entstehen neben dem Oligopol der vier großen Stromkonzerne in Deutschland neue Energieproduzenten, die innovativer sind und die Abkehr von fossilen Brennstoffen vorantreiben.
  • Durch die verringerte Abhängigkeit von ausländischen Energielieferanten, wirken sich zukünftige Preisschwankungen für Energierohstoffe weniger dramatisch aus, auch wenn heute die Mehrkosten der EE die Strompreise geringfügig erhöhen.

Energiesparen und Erneuerbare Energien sind natürliche Partner, denn Energie bleibt ein wertvolles Gut, das auch in einer regenerativ geprägten Zukunft immer seinen Preis haben wird. Energiesparen wird mit steigenden Energiepreisen immer attraktiver.