Es wird in der Politik viel um den richtigen Weg zu mehr Klimaschutz gestritten. Unbestritten ist lediglich das Ziel, die Erwärmung der Erdatmosphäre unter 2°C halten zu wollen. Um dies zu erreichen, müssen die Industrieländer ihren CO2-Ausstoß bis 2050 um 80-90% reduzieren. Auch um dieses langfristige Ziel wird selten gestritten. Wenn es jedoch an die Umsetzung geht, kneifen Politiker gern, weil sie nicht wissen, wie sie Bevölkerung und Wirtschaft die notwendigen Veränderungen verkaufen sollen.
Kann eine Gesellschaft unter diesen Prämissen überhaupt noch eine mit heute vergleichbare Lebensqualität wahren? Unzweifelhaft kann dies nur mit Hilfe von Erneuerbaren Energien geschehen, doch genauso sind auch Einsparungen unumgänglich. Um zu zeigen, dass eine klimagerechte Gesellschaft möglich und lebenswert ist, wurde an der ETH Zürich die Idee einer 2000 Watt-Gesellschaft erntwickelt, deren Umsetzbarkeit und Wirksamkeit in einer Studie im Auftrag von Greenpeace und dem WWF kritisch hinterfragt wird. Der Name basiert auf folgender Überlegung: 2000 Watt Dauerleistung bedeuten 17.520 kWh im Jahr. Dies entspricht in etwa dem durchschnittlichen Verbrauch der Erdbevölkerung heute und einem Drittel des durchschnittlichen deutschen Verbrauchs. Auch wenn die Wissenschaftler an der ETH meinen, dass die Schweizer sich für die Reduktion ihrer CO2-Emissionen ein wenig mehr Zeit lassen können, fasziniert die Idee wegen Ihrer einfachen, leicht zu begreifenden Logik. Mehrere Städte in der Schweiz haben sich bereits dem Ziel einer 2000 Watt-Gesellschaft verschrieben.
Für Deutschland würde dies in etwa bedeuten: Reduziere deinen persönlichen Energieverbrauch auf ein Drittel und generiere drei Viertel deines verbleibenden Energiebedarfs aus Erneuerbaren Energien. Gebäude, die energieeffizient saniert werden und erneuerbare Energien nutzen, können diese Anforderung bereits heute erfüllen und damit einen Stempel „Tauglich für die 2000 Watt Gesellschaft von 2050“ bekommen. Autos, die statt 9 Liter Benzin nur noch 3 Liter Biogas für 100 km Fahrleistung benötigen, könnten das Siegel ebenfalls erhalten.
Einige Probleme bleiben allerdings (bisher) ungelöst: Auch die Industrie muss diese Einsparungen umsetzen. In importierten Produkten steckt jede Menge „grauer“ Energie, die für deren Herstellung benötigt wurde und die dem persönlichen Konsum zugerechnet werden kann. Folglich muss diese CO2-Belastung vom Konsumenten zusätzlich kompensiert werden. Trotz griffiger Vision wird der Wandel also nicht einfach umzusetzen sein.