Für die 13. World-Solar-Challenge, -DAS Solarautorennen-, war gestern Halbzeit. Morgen Vormittag, etwa um 3:00 Uhr deutscher Zeit, werden die ersten Fahrzeuge im Ziel in Adelaide erwartet.
Gestern, nach dem dritten Renntag mussten alle Fahrzeuge Alice Springs erreicht haben. Auf der Hälfte der 3000 km langen Strecke müssen die Fahrzeuge der Cruiser-Klasse über hier übernachten und dürfen einmalig von der Steckdose laden. Die Challenger-Renner machen dagegen in Alice Springs nur ihren normalen halbstündigen Kontroll-Stop und fahren sofort weiter. Sie sind allein auf die Sonne angewiesen. Gestern waren die ersten fünf Solarrenner bereits etwa 650 km weiter kurz vor dem Kontrollpunkt Coober Pedy. Sie übernachten heute kurz vor Port Augusta. Die beiden führenden holländischen Teams Twente und Nuon sind nur wenige Minuten auseinander und liefern sich ein Kopf an Kopf Rennen, aber auch die zwei folgenden haben weniger als 100 km Rückstand.
Das Rennen ist in diesem Jahr besonders spannend, weil viele der meist studentischen Teams auf einem hohen technischen Niveau angelangt sind. Sowohl Solarzellen als auch die Batterien werden mit der restlichen Fahrzeugtechnik gleichzeitig leistungsfähiger, zuverlässiger und leichter. Taktische Elemente kommen mit ins Spiel, den das Wetter als größter Unsicherheitsfaktor bleibt.
Mosaik der Berichterstattung
Hitze und Wind konnte die meisten der 42 gestarteten Teams nicht aufhalten, doch etliche Teams mussten ihre Fahrzeuge zeitweilig transportieren (trailern), weil sie das Zeitlimit an einer der Kontrollstationen überschritten hatten oder sie einen Defekt nicht am Straßenrand reparieren konnten. Fahrzeuge, die Huckepack genommen wurden, können zwar nicht mehr gewinnen, fahren aber weiter um die Plätze, denn die Zahl der mit Sonnenstrom selbständig gefahrenen km entscheidet dann über die Platzierung. Die täglichen Video-Dokumentationen werden in diesem Jahr vom Sponsor produziert. Für weitere Information kann der Zuschauer auf die GPS-Tracker der Fahrzeuge, die Team Berichterstattung und die privaten Blogs zugreifen. Die authentischsten Berichte bietet der Blog vom Team Aurum aus Michigan und der SunRiser-Blog. Die aktuellsten Videos hat bisher das Team aus Twente zur Verfügung gestellt, allerdings auf holländisch. Sehr nahe dran ist auch der Blog von MostDece und der dazugehörige Twitter-Account. Nutzt man diese Quellen zusammen mit der offiziellen WSC-Website, setzt sich Stück für Stück ein Bild vom Rennalltag zusammen.
Komplizierte Wertung – Zeit ist nicht alles
Das Bochumer Team übernachtete als Dritter in der Cruiser-Klasse in Alice Springs und hat diese Position auch heute gehalten. Vierter ist das Sunswift-Team, das allerdings erst um 18:44 Uhr Ortszeit dort eingetroffen war und daher eine satte Zeitstrafe für Fahren nach Sonnenuntergang zu erwarten hat. Alle anderen Cruiser-Teams haben zeitweilig transportiert. Der Eos von Minnesota, der ein großartiges Rennen gefahren ist, soll nach dem nächtlichen Laden in Alice Springs wieder zum Beginn der Transportstrecke zurückgefahren worden sein. Aber niemand weiß, ob die Rennleitung diesen Regelauslegung akzeptieren wird. Das Führungsduo der Cruiser, Owl (Eule) oder der fahrende Rochen der Kogakuin Universität aus Japan und das Stella-Lux Familien-Solarauto-Team aus Eindhoven waren bereits vormittags in Alice Springs angekommen. Sie konnten gestern den restlichen Tag Energie von der Sonne laden. Es ist unklar, ob sie dadurch auf das einmalig erlaubte Laden aus der Steckdose verzichten konnten. Während Stella-Lux, ähnlich wie der SunRiser meist mit zwei Personen gefahren ist, sind die Japaner wohl nur selten oder nie mit dem Gewicht eines Beifahrers gefahren. Die Zahl der Personenkilometer geht mit 5% in die Gesamtwertung ein. Weil kein Fahrzeug das Ziel heute vor 17:00 Uhr erreicht hat, wird es zum Schluss noch mal spannend: Die ersten Solar-Flundern der Challenger-Klasse haben morgen weniger als 200 km bis Adelaide. Die führenden Teams Nuon und Twente sind so dicht beieinander, dass eine Vorentscheidung noch nicht gefallen ist.
Technische Raffinessen
Die technischen Innovationen in den Fahrzeugen sind vielfältig und nur selten erkennbar. Offensichtlich ist die kleinere Solarfläche des SunRisers. Als einziges Fahrzeug setzt Bochum auf Gallium-Arsenid-Solarzellen (bis 35 % Wirkungsgrad, hier jedoch 29,2 %), muss aber nach den Wettbewerbsregeln dafür auf die Hälfte der erlaubten Solarzellen-Fläche verzichten und mit nur 3 m² auskommen. Es erscheint etwas absurd, dass bei einem Solarauto die gesamte Motorhaube frei von Solarzellen bleibt, wo jede zusätzliche Zelle mehr Reichweite und Geschwindigkeit bringt. Da die Siliziumzellen in den letzten Jahren stark verbessert wurden (bis 24%), wäre ein in den Regeln des WSC ein Flächenverhältnis von 6:4 zwischen Silizium und Gallium-Arsenid Zellen angemessener. Die Studenten aus Twente werben mit einer unsichtbaren Innovation in ihrem Fahrzeug: Sabine ist eine extra für Red One entwickelte Verschaltung und Steuerung der Solarzellen mit der der Ausfall einer ganzen Reihe von Zellen bei Teilverschattung umgangen werden kann. Dadurch kann jede einzelne Solarzelle immer ein Maximum an Energie liefern.
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